Der Norden spielt nur noch die zweite Geige

22 von 40 spanischen Profi-Klubs waren in Folge der Wirtschaftskrise in den Konkurs geschlittert. Sie durften trotzdem weiterspielen. Das kam der internationalen Konkurrenz Spanisch vor. Zudem wurde über das Dauerduell Real – Barça gelästert, das die Primera División zur Zweier-Liga degradierte. Jetzt verblüfft Atlético als lachender Dritter. Die Bankrott-Liga stellt drei von vier Finalisten in den internationalen Klubbewerben. Und Madrid ist Europas Kicker-Metropole.

Dass beide Finalisten aus einer Stadt kommen, gab es in der Elite-Liga noch nie. Und dass Real und Atlético in den Semifinal-Auswärtsspielen gemeinsam gleich sieben Bummerln erzielten, wird wohl den wenigen "Ahnungslosen", die das errieten, bei Wettanbietern Rekordgewinne eingebracht haben.

Nach den trefferarmen Hinspielen hatte Red Bulls Sportdirektor Ralf Rangnick gemeint, dass er bei beiden Matches eingeschlafen sei. Das wird dem Deutschen in dieser Woche wohl nicht passiert sein. Für den deutschen und britischen Fußball setzte es ein böses Erwachen. Mehr noch:

Mit Atléticos Belgiern Thibaut Courtois, Toby Alderweireld sowie den Real-Legionären Luka Modric (Kroatien) und Gareth Bale (Wales) wird unter den 40 Kaderspielern nur vier Vertretern aus nördlichen Breiten das Final-Erlebnis Champions League vergönnt sein. Das gleicht einem Triumph des Südens.

Nur Zufall, Momentaufnahme oder Vorschau auf den Alltag? Wie auch immer – Menschen mit Vorurteilen werden zu akzeptieren haben, dass Sportler im Süden nicht nur über geniales Balltalent, sondern auch über taktische Disziplin und Einfallsreichtum verfügen können. Dazu passt die Reaktion des brasilianischen Barça-Verteidigers Dani Alves, der im Stadion von Villarreal mit einer Banane beworfen wurde. Alves aß sie gelassen auf. Seither erntet er hunderttausendfachen elektronischen Applaus. Ein überwältigendes Echo, das Ewiggestrige mehr ärgern wird als die – zugegeben etwas übertriebene – Verhaftung des Bananen-Werfers von Villarreal.