Meinung/Kolumnen/Tagebuch

90 und immer noch Grün-Weiß

Ein Loblied wird von ihm auch auf die aktuelle Kicker-Generation selten angestimmt

Wolfgang Winheim
über Alfred Körner

Zwei Allzeitgrößen Rapids haben zur Derbytime Geburtstag. Und Hans Krankl, der am Sonntag seinen 63. feiert, wird dafür Verständnis haben, dass nicht er im Fokus der Würdigungen steht. Und dass Alfred Körner zu Bundespräsident Heinz Fischer gebeten wurde. Denn Körner wird morgen 90. Er ist das älteste lebende Mitglied jener Nationalelf, die 1954 Österreich WM-Platz drei bescherte.

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Der ASV-13-Jugendkicker Fischer hatte Alfred undRobert Körnerbewundert; wie das Brüderpaar von den Flanken her die Gegner aufmischte; wie Rapid mitZeman,Happel,Hanappiden Ruf erwarb, die beste Elf des Kontinents zu sein, als Englands Meister Arsenal in Brügge 6:1 besiegt wurde. Ein Jahr später schlitterten die Rapidler mit dem Nationalteam und untauglichem Schuhwerk bei der WM auf tiefem Schweizer Boden selbst in ein 1:6-Debakel. Gegen Deutschland. Der Pospischal, sagt Körner noch heute vorwurfsvoll, habe ihn so schwer gefoult, dass er nur noch humpeln konnte. Spielerwechsel waren zu dieser Zeit verboten. Im Match um Platz drei (3:1 gegen Uruguay) konnte Körner im Gegensatz zuTheodor Wagnernicht mehr mitwirken.

Immerhin ließ sich WM-Bronze so versilbern, dass es Körner den Kauf seines ersten VW-Käfer ermöglichte. Aber leben konnte damals allein vom Fußball längerfristig kaum wer, weshalb Körner bis zur Pensionierung treuer Beamter bei der NÖ-Landesregierung war.

Jeden Freitag sitzt Körner mit dem längst zum Freund gewordenen (88-jährigen) Wackerianer Wagner und dem längst eingebürgerten Prager Joschi Kadraba zusammen.

Jeden Freitag hört man beim von Körner organisierten Legendentreff in Hütteldorf, wie früher alles anders war.

Jeden Freitag rennt dort der Schmäh, zumal Kadraba (1962 mit der CSSR Vizeweltmeister) lächelnd von sich behaupten kann, der im Fußball höchstdekorierte österreichische Staatsbürger zu sein.

Und fast jeden Freitag sagt Körner, dass die Journalisten früher lauter G’fraster waren.

Ein Loblied wird von ihm auch auf die aktuelle Kicker-Generation selten angestimmt. Bei der Eröffnung des neuen Rapid-Stadions im Juli aber, so hoffen alle, wird Körner mit der gleichen Inbrunst die alte Rapid-Hymne singen, wie er das im Juli 2014 beim allerletzten Match im Hanappi-Stadion getan hat.