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Ein Fall für die Ewigkeit

Russland ist an der Reihe, der Welt vorzuflunkern, wie unüberbietbar großartig und übermenschlich leistungsfähig eine Nation denn sein kann.

Bernhard Hanisch
über Olympia

Noch fünf Tage. Dann beginnt das Spektakel. Russland ist an der Reihe, der Welt vorzuflunkern, wie unüberbietbar großartig und übermenschlich leistungsfähig eine Nation denn sein kann. Sotschi 2014. Das Vorspiel zu Olympischen Spielen hat längst ein Muster. Erstens: Verwunderung bis Empörung über den Austragungsort. Zweitens: Anprangern der unsauberen Gangart des Veranstalters zu Zeiten der Vorbereitung. Drittens: medienwirksame Proteste von Politikern. Viertens: erhobener Zeigefinger der olympischen Bewegung. Fünftens: Proteste und erhobene Zeigefinger sind egal. Sechstens: am Ende des Spektakels beginnt das Vergessen. Nachhaltigkeit? Ein Träumer, der dieses Wort erfunden hat. Wladimir Putin wird weiter unsympathische Muskelspiele betreiben, eine österreichische Skilegende bleibt unbeeindruckt sein Bewunderer. Zwangsweise umgesiedelte Menschen geraten wieder aus dem medialen Rampenlicht, werden wenigstens nachhaltig an den Folgen des olympischen Größenwahns erinnert, Systemkritiker landen weiter im Gefängnis, Russlands Schwule bleiben in gesellschaftlicher Verachtung. An die 40 Milliarden Euro soll die Show kosten, die daran gar nichts verändern wird. Und selbst Sotschi wird wenig ändern an der Vergabe der Olympischen Spiele. Solange nur der Rubel rollt. Was tatsächlich übrig bleiben wird: der Sport, die Hauptdarsteller, die danach trachten, das Höchste in ihrer Karriere zu erreichen. Ein Olympiasieg und der dazugehörige Spannungsmoment halten Einzug in die Ewigkeit. Egal, ob errungen in Sotschi oder sonst wo auf dieser Welt. Der KURIER-Sport wird in den kommenden Wochen versuchen, all dem Rechnung zu tragen. Nicht hysterisch – vielleicht das eine oder andere Mal vom Überschwang geleitet – wird die Berichterstattung von den sportlichen Ereignissen sein. Christina Pertl, Christoph Geiler und Stefan Sigwarth heißen die Mitarbeiter, die vor Ort auch ihre kritisch-subjektiven Blicke hinter Sotschis Kulissen richten werden. Dies alles wird nicht immer fehlerlos ablaufen. Garantiert ist aber eines: der größtmögliche Einsatz.