Denkmal
Von Ulla Grünbacher
Die Sprengung des Aussichtsturms am Pyramidenkogel war laut, in jeder Hinsicht. Leise geworden ist hingegen um einen Turm auf der anderen Seite des Wörthersees. Am Nordufer steht der 67 Meter hohe, schlanke Schrotturm. Er wurde 1824 zur Erzeugung von Schrotkugeln aus Stein gebaut. Flüssiges Blei wurde von der Tumspitze durch Siebe gegossen und in Wasser gekühlt.
Der Turm ragt weithin sichtbar als Wahrzeichen der Gegend und Denkmal des beginnenden Industriezeitalters über den See. 1927 ist ein Gasthaus mit Terrasse am Fuße des Turms, der als Aussichtsturm genutzt wurde, entstanden – die Gaststätte verfällt nun. Seit vielen Jahrzehnten steht das ganze Areal leer. Sanierungspläne hat es viele gegeben, keiner wurde umgesetzt. Station hält der geschichtsträchtige Turm derzeit bei einem Onlinemarktplatz. Dort wird die Liegenschaft mit dem denkmalgeschützten Turm, Seegrundstück und Baugrund um 3,2 Mio. Euro zum Kauf angeboten.
Der Turm ist Symbol für viele Industriedenkmäler, die vergessen oder verscherbelt werden: Weil sich niemand zuständig fühlt und das Kulturverständnis fehlt.
ulla.gruenbacher(at)kurier.at