Kolumnen/Ohrwaschl

Wir sind Kochgeschirr?

Wir leben ja im Ratgeber-Zeitalter. Für jede Lebenslage (richtige Ernährung; falsches Spiel; was tun, wenn der Haushamster an Burn-out laboriert?) gibt es das passende heilsame Druckwerk. Bücher unterrichten uns in veganem Tantra-Töpfern ebenso wie in der Kunst, sich durch neoliberale Selbstoptimierung selber aus der eigenen Ich-AG wegzurationalisieren. Und wer angesichts von zehn Tonnen Glücksliteratur noch immer nicht vor Glück strahlt wie ein Atomkraftwerk, der ist eine soziale Zumutung.

Ein neuer Beziehungsratgeber ("It's a Match" von Julia Heyne) analysiert das Paarungsverhalten der aktuellen „Generation Y“ (Frage: Was machen wir eigentlich, wenn wir die Generation Z dann auch durch haben? Fangen wir wieder bei A an?). Es besteht im Wesentlichen darin, dass die Partnersuchenden vor lauter Suchen nicht zum Finden kommen, auch deshalb, weil sie den Partner gerne passend zur Inneneinrichtung wählen. Aber, so die Autorin hoffnungsfroh: „Es gibt für jeden Topf einen Deckel!“ Blöd nur, dass der Mensch kein Kochgeschirr ist, sondern eben ein Mensch.