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Unterschiede

Und kann nicht sein, dass die scharfe Stimme eines H.C.Strache dem Japaner lieblich klingt?

Andreas Schwarz
über Unterschieden

Wiener Forscher fanden nun heraus, dass Österreicher und Japaner ein Gemälde unterschiedlich betrachten: Unsereins sieht eher das Hauptmotiv im Vordergrund, der Japaner registriert viel mehr vom Hintergrund.

Das ist eine bahnbrechende Erkenntnis, weil gesellschaftliche Prägung vielleicht nicht nur beim Schauen Unterschiede zeitigt. Möglicherweise hört der Japaner etwas ganz ganz anderes als wir, wenn er verzückt Mozart lauscht, und die Töne eines Yasuhide Ito kommen in unserem Ohr verdrehter angepurzelt als in dem des Japaners. Vielleicht schmeckt Sushi nur bei uns wie wir glauben, dass Sushi schmeckt und in Wahrheit empfindet der japanische Gaumen rohen Fisch wie, sagen wir: ein Baiser – was auch hieße, dass ihm die wahre Brillanz des Wiener Schnitzels entginge.

Und kann nicht sein, dass die scharfe Stimme eines H.C.Strache dem Japaner lieblich klingt? Dass ihm die der Conchita Wurst keinen Schmerz bereitet? Spannend, wenn nichts so ist, wie wir ganz sicher zu wissen meinen, dass es sein muss.

andreas.schwarz@kurier.at