Streisand und Erdogan
Von Guido Tartarotti
Der Streisand-Effekt. Benannt nach der Schauspielerin Barbra Streisand, die mit einer Klage die Verbreitung eines Fotos ihrer Villa verhindern wollte – und damit erst für die Verbreitung des Fotos sorgte. Vom Streisand-Effekt spricht man, wenn jemand eine unliebsame Information mit unangemessen drastischen Mitteln unterdrücken will und so das Gegenteil erreicht.
Der türkische Präsident Erdogan führt derzeit schulbuchgetreu vor, wie man das macht: Wegen eines satirischen Videoclips im deutschen Fernsehen, der auf seine autokratische Machtausübung anspielte, bestellte er den deutschen Botschafter zu einem Gespräch ins Außenministerium (eine relativ scharfe diplomatische Geste) und forderte, das Video zu löschen. Dadurch löste er eine riesige Welle kreativen Spotts im Internet aus – und bewies gleichzeitig, wie richtig die beanstandete Satire lag.
Erdogan wird lernen müssen, dass man in freien Ländern Kritik und Witz nicht einfach abdrehen kann. Und Europa darf sich die Frage stellen, an wen es derzeit Teile seiner Politik delegiert.