Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Profaner Preis

Im Zeitalter des medial blühenden Ranking-Unfugs ist der Nobelpreis eine altehrwürdige Konstante.

Andreas Schwarz
über den Nobelpreis

Im Zeitalter des medial blühenden Ranking-Unfugs (bester Zahnarzt, mächtigster Mächtiger, begehrtester Single-Promi) ist der Nobelpreis eine altehrwürdige Konstante. Den für Frieden erhielt gestern nicht die Favoritin Malala, sondern die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen. Auch schön.

Dennoch ein Einwand. Da sitzen in Oslo fünf streng nach Parteienproporz ausgewählte Ex-Parlamentarier (also die Schüssels, Blechas und, Gott behüt, Petzners Norwegens) in einem Stübchen und schnapsen sich aus, wer den Frieden in der Welt weitergebracht hat. Einmal erliegen sie der globalen Obama-Euphorie, ein andermal dem sektiererhaften Al Gore und dem Alarmismus des Weltklimarates. Und erst als eine erklärte EU-Kritikerin im Komitee krankheitsbedingt ausfällt, ist im vergangenen Jahr der Weg frei für den Preis an den Dauerkandidaten Europäische Union.

Das ist dann doch ein bisschen profan. Und relativiert konstant die Bedeutung und die weltweiten Ahhs und Ohhs bei der Bekanntgabe des Preises.