Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Woher kennen wir uns?

Das Um und Auf des Politikers ist ja die Volksnähe.

Andreas Schwarz
über die Bussi-Bussi-Gesellschaft

Das Um und Auf des Politikers ist ja die Volksnähe. Und die Gabe, wenn er zum Volk hinabsteigt, so zu tun, als sei er mit jedem dort auf Du und Du. Einem nicht Wien-fernen Landeshauptmann zum Beispiel wird die einschlägige Kunst nachgesagt, jeden seiner Wähler zu kennen – oder zumindest so zu tun, als ob.

Dem Bundespräsidenten, der beim Opernball nicht allzu weit hinabsteigen muss, entfuhr nun beim diesjährigen lustigen Treiben der Satz: „Ich kenne ja nicht jeden, den ich grüße.“ Das ist entwaffnend ehrlich in einer Bussi-Bussi-Gesellschaft, in der nur das Gekannt-Werden zählt.

Und es erinnert an die belauschte Geschichte von einem anderen, lange zurückliegenden Ball, als eine beeindruckende Blondine auf einen Minister zuwogte und schon aus weiter Entfernung „Halloooo Rooobert“ rief. Der Minister erwiderte die Wiedersehensfreude: Man fiel einander in die Arme, Bussi links, Bussi rechts, und mit beglücktem Lächeln raunte der Geherzte: „Entschuldigung, die Dame, aber woher kennen wir uns eigentlich?“