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Schicksalswahl?

Schicksal ist, wenn eine höhere Macht ohne menschliches Zutun das Leben beeinflusst.

Andreas Schwarz
über (k)eine Schicksalswahl

Heute wählt Frankreich einen neuen Präsidenten, und es ist wieder eine sogenannte " Schicksalswahl". Ohne Schicksal geht heute ja gar keine Wahl mehr – unbeschadet der Tatsache, dass zumindest die Wortwahl falsch ist.

Schicksal ist, wenn eine höhere Macht ohne menschliches Zutun das Leben beeinflusst. Dass sich die Amerikaner aber bei ihrer Wahl nur zwischen der empathiebefreiten Trägerin des Namens Clinton und dem verhaltensoriginellen Ich-Kasperl Trump entscheiden konnten, geht nur auf menschliches Zutun zurück. Auch dass die Franzosen jetzt zwischen einer vorgestrigen Hass- und Angstpredigerin und einem programmatischen Von-allem-etwas-Flachwurzler wählen müssen, entschied keine höhere Macht.

Sprache ist verräterisch und schafft Realitäten. Zum Beispiel das Sprachbild vom Schicksal, in das man sich fügen müsse – nix muss man! Denn wenn eine Wahl eben nicht mit Schicksal zu tun hat, dann kann man es umso mehr selbst in die Hand nehmen.