Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Leuchten und Pfosten

Der Mensch muss nur aufpassen, dass ihm beim Auslagern der Intelligenz ein bisserl was übrig bleibt

Andreas Schwarz
über Intelligenztransfer

Weil der Mensch immer intelligenter wird, hat er damit begonnen, Intelligenz auszulagern. Das Telefon spricht mit uns, die neue Obst-Uhr misst Puls und schickt Mails, und am Ende des Intelligenztransfers soll z. B. der Kühlschrank in der Lage sein, das Zur-Neige-Gehen von Milch zu erkennen und im Supermarkt frische zu bestellen.Jetzt wird auch die Straßenlaterne intelligent: Sie soll nur noch leuchten, wenn sich ein Fußgänger/Radfahrer/Autofahrer nähert (bei Hunden bleibt sie im Eigeninteresse eher finster); sie wird leere Parkplätze melden (und Parksünder gleich mit); sie kann E-Autos aufladen, misst das Wetter und filmt dunkle Gestalten (siehe Seite 12). Vielleicht erinnert sie uns beim Vorbeigehen auch an Termine oder sagt uns, wer die anderen im Bereich der Lampe sind.Das alles ist brillant. Der Mensch muss nur aufpassen, dass ihm beim Auslagern der Intelligenz ein bisserl was übrig bleibt. Sonst wird er zur Straßenlaterne im ganz anderen Wortsinn: Jemanden, der fetzentrüb ist, heißt man ja "keine große Leuchte", in Wien auch "Pfosten".