Handy und Höhle
Von Andreas Schwarz
Nicht helfen ist ein verbreitetes Phänomen. Schauen, wenn's wo was zu gaffen gibt, ein noch breiteres.
über Unfall-Schaulust und Handy-Photos
In Deutschland ist es der Aufreger, wie man so sagt: Die Polizei ermittelt nach einem Auffahrunfall. Und zwar nicht gegen die Unfalllenker, sondern gegen Autofahrer, die auf der Fahrbahn liegende Verletzte "umkurvt" haben und weitergefahren sind – nicht ohne dabei ein paar Handy-Fotos zu schießen.
Nicht helfen ist ja ein verbreitetes Phänomen. Schauen, wenn’s wo was zu gaffen gibt, ein noch breiteres. Wir kennen das: Ein Unfall auf der anderen Seite der Autobahn, und auf der eigenen staut es. Nicht, weil alle plötzlich vorsichtiger fahren, sondern weil viele Wrack-schauen und schaudern wollen. Pfauh! Jene, die dabei auch noch das Handy zücken und fotografieren, gehören zu dem Menschenschlag, der sich seinerzeit bei der Verteilung der sozialen Intelligenz besonders weit hinten in der Höhle versteckt hat.
Ja, Medien veröffentlichen auch solche Fotos (und manche schießen dabei übers Ziel) – zur Befriedigung der Schaulust. Aber täten sie’s nicht, wer weiß, ob nicht noch mehr Handys aus der Höhle zum Einsatz kämen.