G’scheite Uhr
Von Andreas Schwarz
Gewinne macht, wer Bedürfnisse weckt, von denen wir gar nicht wissen, dass wir sie haben
über die Apple-Watch
Interessant ist ja: Wir leben in einer Zeit, in der jeder eh schon alles hat, darum gelten die Zeiten als schlecht. Für die Wirtschaft. Wirklich satte Gewinne macht in so einer Zeit nur noch der, der Bedürfnisse weckt, von denen wir gar nicht wissen, dass wir sie haben.
Apple ist Meister darin: Das Wischen über eine Oberfläche haben wir bis vor einiger Zeit mit Putzen assoziiert; heute wissen wir, dass die Ein-Finger-Tätigkeit so etwas wie die Vervollständigung der Evolution des Menschen ist. Und dass die Oberfläche im Idealfall im Jahresrhythmus neu sein sollte.
Weil der Schmäh mit dem Dauer-Bedürfnis nach neuen iPhones aber nicht auf ewige Zeiten reingeht, will Apple jetzt die Zeit an sich erobern: Ob man Zeit hat oder nicht, soll künftig die Smartwatch anzeigen, mit der man auch zahlen, telefonieren, Pulsdaten sammeln, Musik hören und reden kann.
Das Beste an der Apple-Watch: Ihr Akku hält nur 18 Stunden – bleiben sechs Stunden pro Tag Zeit, sich Zeit für anderes als das smarte Leben am Handgelenk zu nehmen. Eine g’scheite Uhr kaufen, zum Beispiel.