Gruselkabinett
Von Andreas Schwarz
Andere wieder betreiben längst eine Art Panini-Handel mit den Packerln
über Schockbilder und Bevormundung
Freunde des erhobenen Zeigefingers werden frohlocken: Seit auf Zigarettenpackungen Schockbilder prangen, ist der Verkauf von Glimmstängeln in Deutschland um 11 Prozent zurückgegangen.
Nein, ist schon gut, wenn weniger geraucht wird. Aber was die Bilder betrifft: Wie kommt der Zeitungskäufer/ Trafikant dazu, sich wie in einer Prosektur zu fühlen? Andere wieder betreiben längst eine Art Panini-Handel mit den Packerln ("Ich hab’ die kaputte Lunge doppelt, gibst du mir ein Raucherbein?"). Vermutlich liegt der Verkaufsrückgang ohnehin daran, dass sich Raucher zuvor mit schockfreien Packerln eingedeckt haben – so wie Helmut Schmidt Stangen von Mentholzigaretten kaufte, als deren Ende angekündigt wurde (und leider nicht mehr dazu kam, sie aufzurauchen).
Wollte man alles, was im Leben gefährlich ist – Alk trinken, Schnitzel essen/vegan essen, Ski-/Auto fahren, leben! –, mit Schockbildern versehen, lebten wir in einem einzigen Gruselkabinett. In dem Eigenverantwortung keinen Platz hat, weil es mit Bevormundern überfüllt ist.