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Auf den Senkel (II)

Wenn sie bei nationalen Wahlen beständig sinkt, die Lust an Politik, wie soll sie für Europa steigen?

Andreas Schwarz
über die EU-Wahl

Bitte was ist ein Senkel?“, fragt Leser K., nachdem wir gestern an dieser Stelle Daniel Cohn-Bendit zitiert haben, dem das Jammern über die Wahlbeteiligung bei der EU-Wahl „auf den Senkel“ geht.

Die Redewendung hat nichts mit dem Schnürsenkel (Schuhband) zu tun. Etymologisch wahrscheinlicher ist die altdeutsche Bezeichnung für Gürtel: Das, was einem auf den Senkel geht, nervt die vom Gürtel umwundene Gestalt. Auch das Senkblei gilt als redewendungherkunftstauglich: Wenn etwas aus dem Lot ist, geht es quasi auf den schiefen Senkel.

Ob das mit der Wahlbeteiligung wieder ins Lot kommt, ist ungewiss. Im Tiroler Gramais ist sie am Sonntag von 36,4 beim letzten Mal auf 56,8 Prozent gestiegen – aber Gramais ist mit 37 Wahlberechtigten die kleinste Gemeinde Österreichs. Sonst dümpelte die Wahlfreude in ganz Europa.

Aber wie sagte Cohn-Bendit doch so richtig: Wenn sie bei nationalen Urnengängen beständig sinkt, die Lust an Politik und Mitbestimmung, wie soll sie für Europa steigen? Da ist also was ganz anderes aus dem Senkel.