Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Atemlos

auch wenn sich Experten und Medien oft schwer tun – man weiß ja zunächst nix Genaues"

Andreas Schwarz
über Katastrophen, Experten und falsche Fotos

Bei tragischen Ereignissen schlägt immer auch die Stunde der sogenannten Experten. Das ist legitim, auch wenn sich Experten und Medien oft schwer tun – man weiß ja zunächst nix Genaues.

So wurde zwei Tage lang über Außensensoren/Innencomputer im Airbus diskutiert und deren Anfälligkeit/Verlässlichkeit argumentiert. Bis sich erwies, dass ein Mensch das Flugzeug abstürzen ließ. Weil dieser vermutlich krank war, erstellen Psychiater und Psychologen Ferndiagnosen über behandelte/nicht behandelte Depressionen, reden über eine lange geplante/spontane Tat und darüber, dass selbstverordnete Antidepressiva im Spiel waren (im Ernst!).

Experten in manch Redaktionsstuben sehen sich Druck und Tempo sozialer Medien und Kanäle ausgesetzt, fliegen atemlos durchs Netz – und machen per falschem Foto auf Seite 1 einen völlig Unbeteiligten zum Todespiloten (sh. Seite 8).

Der kann jetzt durch Klagen reich werden. Medien könnten reicher an Erfahrung werden: dass nämlich manchmal ein bisschen innehalten auch guttäte.