Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Altweiber, länger

Das Wort Sommer ist tabu. Das Wort Weiber natürlich auch. Altweiber erst recht.

Andreas Schwarz
über den Altweibersommer

Wenn es Sie des Morgens nach dem Aufstehen auch schon gefröstelt hat, wenn die gewählte Garderobe noch nicht zum frühen Herbst draußen passt, kurzum: wenn auch Sie den Sommer schon vermissen – es gibt Hoffnung: Deutsche Wetterpropheten sehen gute Chancen auf einen schönen Altweibersommer.

Obwohl, das ist politisch völlig unkorrekt. Aus mehreren Gründen. Den verstrichenen Sommer darf man ja, wie mein geschätzter Kollege Tartarotti kürzlich beklagte, nicht gemocht haben, weil Klimawandel und unerträgliche Hitze und mahnender Zeigefinger im Netz und so. Mithin: Das Wort Sommer ist tabu. Das Wort Weiber natürlich auch. Altweiber erst recht. Obendrein kommt der Altweibersommer etymologisch nicht nur daher, dass die herbstlichen Spinnfäden an graues Frauenhaar erinnern; sondern auch daher, dass die "zweite Jugend" bei Frauen "als unzeitig und nur kurze Zeit dauernd" angesehen wird. Wie unkorrekt ist das denn!?

Dabei wünschen wir ihn uns ja eh eine längere Zeit dauernd, den Altweibersommer.