Ablass-Tag
Von Andreas Schwarz
Geld wär’ den Halloween-Kids vielleicht eh lieber
über den 31. Oktober
Der letzte Tag des Oktobers ist seit Jahrhunderten, wenn auch in ganz verschiedenen Bereichen, von drei Dingen geprägt: Sünde, Geld und Ablass.
Heute vor 500 Jahren schlug Martin Luther im Dunkel des Abends seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirchentür. Darin bestritt der kritische Geist, dass eine Erlösung von der Sünde durch einen Ablass in Form einer Geldzahlung möglich sei.
Später machten Banken mit dem Geld ihrer Kunden gute Geschäfte und zahlten für diese, kapitalismuskritische Geister sagen: kleine Sünde eine Art Ablass in Form von Zinsen – sogar ein Weltspartag wurde dafür eingerichtet. Der findet immer noch am 31. Oktober statt (nur Zinsen finden nimmer statt).
Und Kinder drohen heute nach Einbruch der Dunkelheit, sich an Zäunen, Autos und Haustüren zu versündigen, soferne (verkehrte Welt) die Besitzer keinen Ablass in Form von Süßigkeiten zahlen – Geld wär’ den Halloween-Kids vielleicht eh lieber. Nur mit dem Wort "Ablass" können sie vermutlich gar nichts mehr anfangen.