Kolumnen/Ohrwaschl

Antrittsversprechen

Depression ist keine Viruserkrankung. Daher auch nicht ansteckend wie Masern. Dennoch steigt die Zahl der Menschen, die Psychopharmaka nehmen, seit Jahren signifikant. Ein möglicher Grund: Es wird oft nicht nach der Ursache, sondern nach der schnellstmöglichen Ausschaltung der Symptome gefragt.

Das wird sich dann wohl ab sofort ändern, denn die neue Vorsitzende des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, kündigte gestern an, Prävention statt reiner Reparaturmedizin in den Vordergrund rücken zu wollen. Weiters werde sie auf stärkere Eigenverantwortung der Patienten setzen. Das kann doch im Fall der Depressionserkrankungen nur bedeuten, dass die viel zu geringe Zahl an kassenfinanzierten Psychotherapie-Plätzen ausgeweitet wird, um Betroffene aus der reinen Fremdverantwortung durch Medikamente in die Eigenverantwortung der (zumindest begleitenden) Therapie zu führen. Was wiederum die Rückfallsquote reduzieren würde.

Oder darf man wohlklingende Antrittsversprechen nicht so unmittelbar auf die Realität ummünzen?