Der Herr János
Von Julia Schrenk
Haube auf dem Kopf, Kapuze darüber, die Finger in dicke Handschuhe eingepackt. So sitzt er da und spielt.
über den Heiligenstäder Akkordeonspieler
Jeden Tag sitzt er dort, am Bahnhof Heiligenstadt, beim Ausgang zur Muthgasse. Und jeden Tag spielt er schon in der Früh auf seinem Akkordeon. Der ausgebeulte Instrumentenkoffer liegt neben ihm auf dem Boden, meist sind schon ein paar Münzen drin. Wenn die Sonne scheint, bleibt er etwas länger sitzen. Dann isst er zu Mittag oft eine kleine Jause und trinkt Multivitamin-Saft aus der Halb-Liter-Flasche. Wenn es recht kalt ist, zieht er schon früher von dannen. Aber da ist er so gut wie jeden Tag – der nette alte Mann mit den dicken Brillengläsern. Der Akkordeon-Spieler von Wien-Heiligenstadt.
Haube auf dem Kopf, Kapuze darüber, die Finger in dicke Handschuhe eingepackt. So sitzt er da, auf einem kleinen Stockerl, und spielt auf seinem Akkordeon. Er bettelt nie, der alte Mann. Sitzt einfach nur da, lächelt die Menschen an und verbreitet gute Stimmung. Wenn man in der Früh an ihm vorbeigeht und die Augen schließt, könnte man fast glauben, man würde durch Paris spazieren. Bis einem drei Sekunden später die Presslufthammer der Heiligenstädter Baustellen zurück in die Realität hämmern.
Der alte Mann mit den dicken Brillengläsern hat übrigens auch einen Namen. János heißt er.