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Alice im Apolloland

Selbst, wenn man schon öfters da war, verirrt man sich spätestens auf der Suche nach dem Klo.

Julia Schrenk
über das Apollo Kino

Wer im Kino das Schaudern sucht, muss sich dafür im Apollo in der Gumpendorfer keinen Horrorfilm anschauen. Das Gebäude allein ist gruselig genug. Die Wandfarbe: zum Boden hin Schwarz, nach oben hin Gelb. Die Decken sind niedrig, die Wände schief. Oder schräg. Jedenfalls gehen sie nach hinten hin immer weiter zusammen. So lange, bis man das Gefühl hat, die viel zu große Wunderland-Alice in einem viel zu kleinen Raum zu sein. Kreisch! Wer bis dahin nicht unter Klaustrophobie litt, tut es spätestens dann.

Noch schlimmer wird es, wenn man sich im Apollo in Bewegung setzt. Man nimmt das Popcorn und fährt die Rolltreppe hoch. Man sucht seinen Kinosaal. Geht zwei Mal ums Eck – und ist verloren. Gefühlt für immer! Selbst, wenn man schon öfters da war, verirrt man sich spätestens auf der Suche nach dem Klo. "WC. Kinosaal 6 und 7 ", steht auf einem Schild. Man folgt ihm, geht wieder zwei Mal ums Eck, dann nach hinten – alles wieder nur schwarz und gelb und schief. Das nächste Schild: "WC. Kino 4 und 5". Die Stufen gehen hinauf, daneben andere hinunter, die Stiegen davor darf man nicht betreten. Plötzlich geht es bergab, das WC ist noch immer nicht da.

Man stelle sich vor, man würde in diesem Labyrinth eingesperrt. Der Horror wäre perfekt.