Was schenkt man einem Papst?
Vielleicht wollte der Agnostiker Fischer den Papst animieren mit seinen Reformen weiterzumachen.
über das Geschenk von Fischer an den Papst
Bundespräsident Heinz Fischer war beim Papst und brachte, wie es sich geziemt, Gastgeschenke mit. Eines davon war eine CD, was aus zwei Gründen sehr erfreulich ist: als Nachweis, dass Österreich weiterhin stolz darauf ist, eine Musiknation zu sein; und als Plädoyer für klassische Tonträger.
Es sei eine Aufnahme mit Gundula Janowitz, hieß es danach. Papst Franziskus (damals noch Jorge Mario Bergoglio) hatte diese Sängerin bei einem Wien-Besuch vor vielen Jahren gehört und enorm geschätzt.
Wer die Fotos von der Überreichung genau studierte, konnte erkennen, dass es sich um einen Mitschnitt aus der Staatsoper von 1968 handelte: Mozarts „Così fan tutte“, dirigiert von Josef Krips. Die Solisten waren – neben Janowitz als Fiordiligi – u. a. Christa Ludwig als Dorabella, Walter Berry als Guglielmo und Eberhard Waechter als Don Alfonso. Eine Referenzaufnahme.
Nun gilt jedoch „Così“ nicht als die Katholischste aller Opern. Partnertausch, initiiert von einem zutiefst weltlichen, alle Illusionen verloren habenden Philosophen; Vorführung der Frauen als hormongesteuerte Wesen (auch wenn Mozart und Librettist Da Ponte freilich viel Allgemeineres über die Schwierigkeiten in der Schule der Liebe sagen wollten); eine Geschichte über Blindheit, sobald es um körperliche Bedürfnisse geht, die gut 100 Jahre lang vielen Kreisen als dämlich galt – all das passt nicht zu den Vorstellungen von geordneten Familienverhältnissen. Eine „Parsifal“-Aufnahme wäre naheliegender gewesen – aber da gibt es der verschiedenen religiösen Einflüsse wohl zu viele. Auch die „Zauberflöte“ mit dem Tempel der Weisheit ist nicht ideal. Eine Mozart-Messe wäre das Richtige. Oder das „Requiem“.
Aber vielleicht wollte der Agnostiker Fischer den Papst mit Mozart animieren, mit seinen Reformen, auch bezüglich der Position der Frauen in der Kirche, weiterzumachen. Und die „Così“-CD ist gar nicht so subversiv.
Aus musikalischer Sicht wäre übrigens göttlicher Beistand bei der Interpretation dieser himmlischen Musik wichtig. Den braucht es gerade in Österreich seit Langem dringend.