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Was ihn so groß macht

Menschen wie er sind rar geworden.

Gert Korentschnig
über Michael Heltau

Er ist einer der größten österreichischen Künstler, obwohl er gar nicht in Österreich geboren wurde. Obwohl ihm das eigene Künstlertum nie so wichtig war wie die Kunstwerke, mit denen er zu tun hatte.

Er, längst zutiefst wienerisch, weil er diese Stadt von Anfang an umarmte, wie sie ihn seit vielen Jahren in großer Wertschätzung zurück umarmt, war stets ein Diener an der Sache. An der Sprache. An der Literatur. Am Schauspiel. Um Inhalte ging es ihm immer und geht es ihm bis heute, nicht um Eitelkeiten, um Selbstdarstellung, um die seinem Metier offenbar immanente Egozentrik.

Er spielte sie alle, die großen Klassiker unter den Bühnenwerken. Und als er schon so viele von ihnen gespielt hatte, machte er eine Kehrtwendung, die nur jenen, die ihn nicht gut genug kennen, wie eine solche schien: Er wandte sich der Unterhaltungsmusik zu.

Für ihn selbst war dieser Schritt logisch und eine Weiterentwicklung, denn auch in diesem Fach geht es ihm um die Substanz. Unterhaltung, das ist für ihn nichts Oberflächliches, nicht das, was viele Fernsehmacher heute darunter verstehen. Jacques Brel ist ihm, wie den meisten echten Musikliebhabern, ein großer Dramatiker.

In seinen Formulierungen war er immer nobel, dabei aber sehr präzise. Ein echter Herr. Der alten Schule. Und ein Meister in der Förderung junger Künstler. Menschen wie er sind rar geworden. Am 5. Juli wird Michael Heltau angeblich 80. Er sei herzlichst gefeiert.