Vorspielstunde
Schön ist das Cover, auf dem man sieht, dass Haare im Gegensatz zu Körperteilen faltenfrei bleiben.
über Richard Clayderman
Richard Clayderman hat kein wirkliches Problem mit schlechten Kritiken.
Na dann:
Seine CD „Romantique“ ist ein Musterbeispiel für die Arbeit eines Kitschisten, eines Behübschers, eines Kopisten, der versucht, auf seinem Schemel im Museum Meisterwerke nachzumalen. Und dennoch auf ihre besondere Art charmant. Wie Kinderzeichnungen. Oder naive Aquarelle, die immer nur sanfte Pastelltöne erreichen. Dass er damit aus dem Rahmen des üblichen Kanons fällt und es dafür einen Markt, auf dem sich Träumer tummeln, gibt, ist selbstverständlich. Insofern schlägt die Keule der Kritik immer daneben, weil sich ein solcher Lebens- und Vermarktungskünstler nicht nach gängigen Maßstäben beurteilen lässt.
Schön ist das Cover, auf dem man sieht, dass Haare im Gegensatz zu Körperteilen faltenfrei bleiben. Und die Wohnung, in der er sitzt. Schön ist auch der Eiffelturm auf der CD.
Weniger schön ist, dass das Bulgarian Symphony Orchester unter Deyan Pavlov nur winzig am Ende des Booklets erwähnt wird – immerhin breitet es einen solchen Klangteppich aus, dass man den Solisten manchmal kaum hört. Weniger schön sind auch interpretatorische Schwächen, sofern man das große Wort Interpretation verwendet, etwa am Ende des „Nessun dorma“, bei dem er das H gar nicht auskostet. Repertoiremäßig befindet er sich etwa im 4. Jahrgang eines Landeskonservatoriums. Ein schöner Klassenabend!