Meinung/Kolumnen/Kunst Stoff

Meistersinger

Dieser Don Carlo wird die eigentliche Meistersinger-Premiere.

Gert Korentschnig
macht einen kleinen Ausblick auf Verdis "Don Carlo" bei den Salzburger Festspielen.

Es zählt ja zu den größten Unarten, Aufführungen zu bewerten, noch ehe sie stattgefunden haben. Dass das in manchen Medien leider dennoch immer wieder passiert, macht es nicht besser, sondern ist nur selbstentlarvend für diese Event- und Hype-Blätter. In diesem Fall sei es jedoch ausnahmsweise gestattet, einen kleinen Ausblick auf die Premiere von VerdisDon Carlo“ am Dienstag bei den Salzburger Festspielen zu wagen – jene Produktion, die im Vorfeld den größten Zulauf hatte (sämtliche Aufführungen sind ausverkauft). Das hat wohl nicht nur mit der aller Voraussicht nach traditionellen Regie von Peter Stein und dem Dirigat von Antonio Pappano zu tun, den man ja in Österreich als Operndirigent sonst nicht hört, sondern in erster Linie mit den Protagonisten auf der Bühne: Anja Harteros, Thomas Hampson und Jonas Kaufmann.

Bleiben wir bei Letzterem, der heute das ist, was man einen weltweiten Ticketseller nennt. Kaufmann sieht gut aus und ist schon allein darob in vielen Rollen glaubhafter als seine Kollegen. Seine Stimme hat ein traumhaftes baritonales Timbre, dabei aber alle für einen Tenor nötigen Höhen. Er phrasiert so schön wie kaum ein anderer. Und sein Repertoire reicht von schwierigen Wagner-Partien bis zum italienischen Fach – eine größere Bandbreite erreicht zur Zeit wohl niemand. Eine Vermutung liegt nahe: Dieser „Don Carlo“ wird die eigentliche Meistersinger-Premiere.