Li(e)ber Latinus
Schade nur, dass es in so vielen Schulen kein Pflichtfach mehr ist.
über Latein
Und wieder gelang der italienischen Nachrichtenagentur ANSA ein journalistischer Coup.
Am 9. November 1989 war es Riccardo Ehrmann, der den DDR-Funktionär Günter Schabowki so lange in die Enge drängte, bis dieser die sofortige Reisefreiheit für DDR-Bürger verkündete – was den Fall der Berliner Mauer bedeutete.
Nun verstand die Journalistin Giovanna Chirri als Erste die Worte des Papstes richtig – und die ANSA hatte wieder einen Knüller.
Signora Chirri kam zugute, dass sie die lateinische Sprache beherrscht und, während andere noch rätselten, was Benedikt XVI. gesagt hatte, sofort wusste, dass er sich zurückziehen werde.
Schaut, wie wichtig Latein ist, hätte die Professorin Ihres Kolumnisten vor vielen, vielen Jahren gesagt. Recht hat sie.
Latein ist nicht nur per se eine wunderbare, poetische Sprache. Es ermöglicht auch ein besseres Verständnis vieler lebender Fremdsprachen, von Englisch, Italienisch bis Französisch. Und es ist eine Wunderwaffe für Raffinessen in der Satzbildung. Dass Latein die Schnittstelle zwischen Sprachwissenschaft und Mathematik darstellt, kann auch hilfreich sein.
Schade nur, dass es in so vielen Schulen kein Pflichtfach mehr ist. Und dass auf humanistische Bildung heute wenig Wert gelegt wird. Aber vielleicht hat der Papst ja auch da etwas bewegt, und es nehmen wieder mehr Leser ihren Ovid zur Hand: „Aurea prima sata est aetas, quae vindice nullo ...“