Die Bayern benötigen keine Veränderung
Von Jan Åge Fjørtoft
Guardiola wurde empfangen wie Barack Obama
über Pep
Mit dem Start der Deutschen Bundesliga beginne ich meine Tätigkeit als Kolumnist für den KURIER. Falls manche fragen: Warum schreibt ein Norweger in Österreich über die Bundesliga in Deutschland? Ich liebe den Fußball, fühle mich Österreich seit meiner tollen Zeit bei Rapid verbunden und habe durch meine Tätigkeit als Sky-Experte exklusiven Einblick, den ich jede zweite Runde weitergeben will.
Man muss kein Pferd gewesen sein, um einen guten Reiter abzugeben. Außerdem habe ich einen Vorteil: Ich spitze weder auf einen Trainerposten, noch will ich irgendeinen Sportdirektor beerben. Im Unterschied zu den meisten Experten in den Medien muss und will ich keine Rücksicht nehmen.
Für mich gilt: Wer lieber diplomatisch ist, sollte keine Kolumnen schreiben. Hier im KURIER stehe ich künftig für ehrliche, klare Meinung. Wenn ich einmal falsch liege, treten Sie, bitte, mit mir in Kontakt. Ich habe 55.000 Follower auf Twitter und bin stolz, fast alle Anfragen persönlich zu beantworten.
Guardiola als Obama
Das große Thema in Deutschland war schon vor dem 3:1 der Bayern zum Auftakt gegen Gladbach natürlich Pep Guardiola. Wichtig ist, dass die Spieler von ihm lernen. Noch wichtiger ist, dass der Trainer von seinen Spielern etwas über die Bayern lernt. Denn man vergisst gerne: Guardiola ist erst seit sechs Jahren Trainer. Er ist zwar genial, aber im Unterschied zu Heynckes ein „Neuling“.
Es gibt noch ein Problem: Guardiola wurde empfangen wie Barack Obama nach seiner ersten gewonnen Wahl. Allerdings: Die Bayern benötigen keinen „Change“. Sie haben alles gewonnen. Deshalb wird auch für Guardiola gelten, was für alle Trainer (und Politiker) gilt: Irgendwann wirst du gefeuert. Wobei aus Sicht des Klubs seine Verpflichtung wichtig war: Mit ihm und Sportdirektor Matthias Sammer haben sie sich auch international an die Spitze gestellt.
Dort sehe ich auch euren David Alaba. Für mich ist er der beste linke Verteidiger der Welt. Und wenn er im Team im zentralen Mittelfeld spielt? Egal, er kann auch dort Weltklasse werden.
Am anderen Ende meiner Rangliste steht der einstmals große HSV, zu dem mir nur ein Wort einfällt: traurig. Dieser Klub ist wie ein alter Rock-’n’-Roll-Star, der zwar noch auf die Bühne steigt, aber keine Stimme mehr hat. Niemand verkörpert das besser als Rafael van der Vaart, der seit der WM 2010 nur noch schlechtes Playback liefert. Außer bei den Standards versteckt er sich auf dem Platz. Dafür ist er in den Klatschspalten zu Hause. Die Van der Vaarts wurden wie die Beckhams inszeniert – mit dem Unterschied, dass Beckham als Kicker ein echter Leader war und immer viel gelaufen ist. Beim HSV heißt es, Van der Vaart liefert den Starfaktor. Für mich ist Van der Vaart der Störfaktor.