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Wieso nur so wenig?

Ist es zumutbar, zwölfeinhalb Stunden Sendezeit an Nichtfußball zu verschwenden?

Guido Tartarotti
über nur 11,5 Stunden EM pro Tag.

Am Freitag und am Samstag zeigte ORF1 jeweils von 11.55 Uhr bis eine halbe Stunde vor Mitternacht Fußball-EM-Berichte, und als Zuschauer ist man natürlich besorgt: Wieso nur so wenig? Was ist, wenn jemand um 2.31 oder um 4.17 Uhr aufwacht und sagt, so, jetzt hätte ich Appetit auf die besten Szenen von Albanien gegen Schweiz, und deshalb den Fernseher einschaltet, aber da läuft nur die Wiederholung der Horrorkomödie „Zombieland“? Ist das überhaupt zumutbar, während der EM zwölfeinhalb Stunden, also mehr als die Hälfte des Tages, an Nichtfußball zu verschwenden? Könnte der ÖFB nicht eine Pressekonferenz um fünf Uhr Früh abhalten, damit der ORF was zu senden hat? Wie wäre es mit einer Liveschaltung ins Schlafzimmer von Mark Janko, und Peter Hackmair analysiert anhand der Schnarchgeräusche Jankos Adduktorengesundheit?

Die Eröffnungsfeier war wie erwartet fad und auch problematisch, weil man schon wieder darauf vergessen hatte, David Guetta daran zu hindern, öffentlich musikähnliche Verrichtungen vorzunehmen. Thomas König kommentierte das erste Match angenehm unspektakulär, ohne ständig „gut und gerne“ zu sagen. Im EM-Studio fuhrwerkte Roman Mählich sichtlich übermotiviert mit dem Grafik-Computer herum, aber es hätte schlimmer kommen können, immerhin gab es diesmal keine Sambatänzerinnen im Baströckchen, nicht einmal eine Cancan-Einlage mit Baskenmützen, Rotweinflaschen und Baguette, aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch.