Meinung/Kolumnen/Im Bild

Versoffen, brutal

Als wäre das nicht schlimm genug, hatte Kasperl auch im Ersten Weltkrieg seine Finger im Spiel.

Philipp Wilhelmer
Über neueste historische Erkenntnisse zum Kasperl

Krawuzi Kapuzi! Das Bild des Kasperls, den wir an dieser Stelle jüngst für seine Beständigkeit gelobt haben ("Seid ihr alle da ...?"), muss leider umgehend revidiert werden. Das ergeben – was sonst? – jüngste Forschungen.

"Hinterlistig, versoffen, brutal" soll der lustige Nichtsnutz bis vor 200 Jahren gewesen sein, fand eine Grazer Germanistin heraus. Als wäre das nicht schlimm genug, hatte Kasperl auch im Ersten Weltkrieg seine Finger im Spiel. In Feldgrau gewandet, hetzte er an der Front und in den Lazaretten gegen den Feind. Dass er nebenbei auch Kriegsgewinnler anprangerte, macht seine Umtriebe nur mäßig sympathischer.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg besann sich die fehlgeleitete Puppe eines Besseren und sattelte von Kriegführen auf Kinderunterhaltung um. Und verfügt damit zweifellos über die Antwort auf eine der Urfragen der Menschheit: Wie bekommt man Holzköpfe dazu, ihre Gewehre gegen Kinderlachen einzutauschen?