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Unangetasteter König

Früher reichte es, Arbeitskollegen und Freunde zu meiden, sowie die Zeitung zu ignorieren.

Philipp Wilhelmer
über den Versuch, WM-Matches zeitversetzt anzusehen.

Auch das Fernsehen lehrte die digitale Revolution das Fürchten. Die Seher wandern ab ins Netz, streamen Serien und schauen YouTube. Was früher eine spannende "Wetten, dass ..?"-Wette war, ist heute ein Kurzfilmchen im Netz. Ein Herrscher allerdings bleibt unangetastet: König Fußball. Eine WM etwa ist ein Massenereignis, das ohne Fernsehen für die Veranstalter wertlos und ohne die weltweite Gleichzeitigkeit gar nicht denkbar ist. Es ist nahezu unmöglich, ein spannendes Match nachzusehen, weil man das Ergebnis und die spannendsten Szenen unausweichlich im Alltag mitbekommt.

Hier spielt die digitale Entwicklung dem Fernsehen in die Hände: Früher reichte es, Arbeitskollegen und Freunde zu meiden, sowie die Zeitung zu ignorieren, um ein aufgezeichnetes Match ohne Vorinformation nachschauen zu können. Heute prasseln Echtzeit-Informationen über eMail-Verteiler, Handy-Apps, Facebook-Seiten oder öffentlich angebrachte Infoscreens auf einen ein. Man könnte narrisch werden. TOOOOOR!