Über das Ondaschtsein
Von Guido Tartarotti
,Die san afoch ondascht wie mir.'
über das Ondaschtsein.
Unlängst sagte der ORF-Co-Kommentator Hans Knauss, angesprochen auf die Unterschiede zwischen Ski-Publikum in Österreich und in Skandinavien: „Die san afoch ondascht wie mir.“
Das ist ein Satz von großer philosophischer Wucht: Das Ondaschtsein als Ausdruck der Geworfenheit des Mir-Menschen in eine Welt der Die-Haftigkeit. Ein Leben lang müht der Mensch sich ab, seine Position zu der ihn umgebenden Welt zu definieren: Wo endet das mir? Wo beginnt das Ondaschtstoffliche? Ist das, was ondascht ist, aus seiner Perspektive auch ondascht, oder erlebt es sich selbst als ein mir und unser mir als ondascht?
Und wer sind die überhaupt? Ist das Die grundsätzlich das Nicht-Mir, die Unmirigkeit, das Mirlose, und zwischen dem Die und dem Mir steht das Afochondaschtseiende? Ist alles, was ist, ein zur Ondaschthaftigkeit verurteiltes Die, sobald es einem Mir gegenüber steht? Und die womöglich entscheidende Frage: Braucht ein Mir, um ein Mir zu sein, ein ondaschtseiendes Die als Gegenüber?
Vielleicht steckt in diesem Satz aber auch die perfekte Erklärung des Österreicherseins: Alle anderen san ondascht, nur mir san es nicht.
(Falls Sie jetzt einwenden wollen, dass es nicht „anders wie...“ heißt: Da haben Sie völlig recht. In Österreich heißt es korrekt „oiswie“. Falls Sie außerdem einwenden wollen, dass es nicht „mir“, sondern „wir“ heißt: Da haben Sie unrecht. Unser „wir“ definiert sich eben dadurch, dass es ein „mir“ ist. Wer zu wir auch „wir“ sagt, ist ... ondascht.)
Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 20. März im CasaNova Wien zu sehen.