Meinung/Kolumnen/Im Bild

Tatort Leben

Was dem Seher am Sonntagabend präsentiert wurde, tat weh.

Philipp Wilhelmer
über den "Tatort"

Man tut gut daran, das Fernsehen ernst zu nehmen, denn hinter jeder Fiktion kann sich eine Lektion verbergen. Und: Die spannendsten Geschichten passieren vor der eigenen Haustür. Während die internationale TV-Welt nach Amerika blickt, wo akribisch recherchierte Lebenswelten zu einem akkuraten Panoptikum der modernen Gesellschaft zusammengefügt werden, erkennt auch das heimische Fernsehen zunehmend die Zeichen der Zeit. Jüngster Anlassfall für euphorische Kritiken und sogar journalistische Folgerecherchen ist die vergangene Folge des Austro-„Tatort“.

Darin steigt die Wiener Ermittlerin Bibi Fellner in die traurige Szene der Billigprostitution hinab. Was dem Seher am Sonntagabend präsentiert wurde, tat weh: Frauen, die wie billige Ware in die Anschaff-Lokale der Bundeshauptstadt gekarrt werden (natürlich mit fremdem Pass). Zuhälter, die brutal mit dieser Ware verfahren und sie qualvoll zu Tode bringen. Machtlose Polizisten, die auch nicht weiterwissen. Tatort Leben. Echt traurig.