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Tägliche Vorstellung

Seit 1957 läuft der Kasperl im Fernsehen. Und er hat sich seither erfrischend wenig verändert.

Philipp Wilhelmer
über den Kinderklassiker im TV

Rekordverdächtig: Seit 1957 läuft der Kasperl im Fernsehen. Und er hat sich seither erfrischend wenig verändert. Noch immer ist er (liebe Sechsjährige, an dieser Stelle bitte weghören!) eine Handpuppe, noch immer sitzen im Publikum euphorisch kreischende Kids, die immer noch auf die selben dramaturgischen Tricks hineinfallen: Stets tut der Kasperl so, als hätte er ihre begeisterten Rufe nicht gehört, weswegen die Kinder noch lauter schreiend ihre Anwesenheit unterstreichen. Dass sich skeptische Naturen deswegen schon im Vorschulalter zur Meinung versteigen, die Mitmenschen im Publikum seien allesamt ein bisschen langsam von Begriff, ist ein pädagogisch origineller Nebeneffekt.

Im Sommer hat der beliebte Holzkopf übrigens besonders viel zu tun: Während üblicherweise nur Samstag- und Sonntagsvorstellungen anstehen, zeigt der ORF den Kasperl in den Ferien täglich von Montag bis Sonntag. Am Donnerstag waren laut Teletest etwa 10.000 Menschen dran. Ich gebe zu: Nicht jeder davon war minderjährig.