Meinung/Kolumnen/Im Bild

Strenge Kammer

Willkommen in der strengen Kammer des volkstümlichen Schlagers.

Guido Tartarotti
über das Paralleluniversum 'Musikantenstadl'

Wenn man mit den Ritualen des „Musikantenstadl“ nicht vertraut ist und dann doch einmal einschaltet, fühlt man sich, als hätte man sich in ein verstörendes Paralleluniversum verirrt.

Da gibt es eine dominante Schlagerherrin, die unter weitgehendem Verzicht auf Mimik in ihr Mikrofon beißt und dabei ihre Zehen bis über die Hüfte freilegt. Da ist der Mann, der einmal „Biene Maja“ gesungen hat, jetzt aber so wirkt, als hinge er an Marionettenfäden. Da ist der Ex-Skirennläufer, der mit seinen Moonboots immer noch den Friseur gemeinsam hat und trotzdem so brutal sympathisch wirkt, dass man sogar ansatzweise versteht, warum die Halle vor ihm flachliegt.

Da ist der Moderator, ein Nahkampf-Lächeln auf zwei Beinen, der „I wü ham ins Tullnerfeld“ kräht. Und da ist das Publikum: Emotional und/oder biertechnisch aufgeganselt, jederzeit bereit, angesichts einer Kamera alle Hemmungen fallen zu lassen. Willkommen in der strengen Kammer des volkstümlichen Schlagers.