Meinung/Kolumnen/Im Bild

Shades of unterirdisch

Andy Warhol sagte ja schon 1968 voraus, in Zukunft werde jeder für 15 Minuten weltberühmt. Für die läppische Viertelstunde Ruhm, nach der sich die mediale Aufmerksamkeit wieder vertschüsst, seien Menschen bereit, alles zu tun, heißt es. Man will das ja nicht glauben. Doch das Privatfernsehen bestätigt die 15-Minuten-Theorie täglich aufs Neue. Am Montag durfte man bei RTL bestaunen, wie Frauen ihre nackten Pöpsche fotografieren ließen. Es wurde dann eine Popsch-Galerie angefertigt und die Frauen mussten anhand von Dellenvorkommen und Muttermalen herausfinden, welches das eigene Hinterteil war.

(Manches) Privatfernsehen ist unterirdisch. Aber weniger heuchlerisch als öffentlich-rechtliche Pseudo-Dokus, in denen der kulturwissenschaftliche Aspekt des "Po" quoten­drängend ausgewalzt wird. Und längst nicht so spekulativ wie Kultursendungen, in denen der Hype um ein Pornobuch abgefeiert wird. Im "Kulturmontag" wurde behauptet, es seien "offenbar vor allem emanzipierte Frauen", die das Buch "50 Shades of Grey" lesen – weil sich Alice Schwarzer einschlägig geäußert hatte. Wie zur Entschuldigung sagte die Moderatorin, das Buch habe immerhin das Sommerloch gestopft. Dem Sommerloch im Kulturmontag gelang es, betulich und spekulativ gleichzeitig aufzutreten.