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Schlankheitsmarkt

Wenn wir uns zu dick fühlen, was sollen wir zuerst überprüfen – unsere Ernährung oder unser Fühlen?

Guido Tartarotti
über „Am Schauplatz“

Das mit dem Übergewicht ist ja eine interessante Sache: In dünnen Zeiten ist ein dicker Bauch ein Statussymbol. In dicken Zeiten ist es umgekehrt. Nach dem Krieg demonstrierte der Dicke, dass er sich den Luxus von Kalorien leisten konnte. Heute, in der Überflussgesellschaft demonstriert der Dicke, dass er sich den Luxus von gesunder Ernährung und Freizeit für den Sport nicht leisten kann. Dicksein ist relativ.

Die jüngste „Am Schauplatz“-Dokumentation führte uns auf den Schlankheits-Markt und zeigte Menschen, welche sich aus Verzweiflung über ihr Körpergewicht den Großteil des Magens operativ entfernen lassen (und dann prompt einen feschen Freund kriegen) oder viel Geld dafür bezahlen, in Schlankheitscamps geschunden zu werden. Wie alle guten Dokumentationen warf dieser Film eher Fragen auf, als Fertigteilantworten zu geben. Etwa diese: Wenn wir uns zu dick fühlen, was sollen wir zuerst überprüfen – unsere Ernährung oder unser Fühlen?