Keine Mahnwache
Von Guido Tartarotti
Zum Besten, was das Fernsehen zu bieten hat.
über "FeierAbend" im ORF.
Ich mag ja die Werbung im Fernsehen. Sie gibt einem die Möglichkeit, aufzustehen, den Hund auszuführen, die Wäsche aufzuhängen, das Geschirr einzuräumen, ein Butterbrot zu schmieren, ein Telefonat zu führen ... sie gibt dem Abend Struktur.
Gäbe es keine Werbung, heißt es, dann könnte man die Zeit im Programm mit Sinnvollem füllen, aber da stellt sich dann die Frage: Womit? Gibt es wirklich so viel tolles, wichtiges, großartiges Programm, das in irgendeinem Abstellraum des Küniglberges darauf wartet, endlich jene Sendeminuten zu füllen, die vorher der Familie Putz, dem Hausgeist Mia und dem offenbar zu heiß gebadeten Schärdinand gehörten?
An hohen Feiertagen kann man dann im ORF sehen: Ja, offenbar gibt es solches Programm. Die kurzen Filme der Reihe „FeierAbend“ gehören zum Besten, was das Fernsehen zu bieten hat. Am Karfreitag wurde ein altes Ehepaar aus Vorarlberg porträtiert. Die beiden haben 1954 bei der Lawinenkatastrophe im Großen Walsertal ihre Kinder und ihr Haus verloren. Noch heute – die beiden sind fast hundert Jahre alt – trauern sie, gleichzeitig blieben sie ungebeugt, mutig, zuversichtlich und voller Vertrauen auf Gott und das Leben.
Eigentlich unfassbar, heute, in einer Zeit, in der viele via Twitter oder Facebook ihre Verbitterung wegen schlechten Wetters in die Welt hinausbrüllen, in der viele wegen einer versäumten U-Bahn am liebsten eine Mahnwache organisieren würden.
Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" läuft am 21. April in der Hinterbrühl, Anningersaal, am 28. April im Wilheringerhof, Klosterneuburg, am 6. Mai im Kulturcentrum Wimpassing, am 23. Mai im Theater am Alsergrund, am 31. Mai in der Kulisse Wien und am 8. Juni im Casino Baden.