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Im Bild: Im Milieu

Die Machart der Sendung ist erstaunlich melodramatisch, was den Geschichten viel an Wirkung nimmt. Dass Arbeitslosigkeit, Drogen und Kriminalität kein Kindergeburtstag sind, weiß man auch, ohne dass man mit nebligen Off-Texten und Zeitlupensequenzen extra darauf hingewiesen wird.

Dennoch ist das eine wirklich spannende Show. Und das liegt an Sido: Was kann der Kerl eigentlich nicht? Die warme, zutiefst menschliche, aber gleichzeitig unaufgeregt beiläufige Weise, mit der er selbst im schlimmsten Alkoholiker-Milieu kommuniziert, die ist großartig. Wie er mit dieser Truppe gute Musik machen will, bleibt dagegen unklar: Die Kandidaten wurden eindeutig nach sozialen, nicht nach musikalischen Kriterien gecastet.

Die erste Folge erwies sich übrigens nicht als Quotenhit, der Marktanteil lag unter den Sendungen davor und danach. Was kein Wunder ist: Sidos Weltverbesserungsromantik passt überhaupt nicht zum ironischen Tonfall des Donnerstag-Spätabends.

Apropos Sozialfall: Der Auftritt von Helmut Berger bei Grissemann/Stermann war sensationell. Die große männliche Diva des europäischen Kinos der 60er und 70er, heute ein elegantes Wrack, bewies Witz, Charme und gallige Selbstironie. Und immerhin wissen wir jetzt auch, dass Berger an André Heller denkt, wenn er erotisch in Fahrt kommen will. Ob das auf Gegenseitigkeit beruht?