Meinung/Kolumnen/Im Bild

Höhenangst

Völlig fertig mit den Nerven.

Philipp Wilhelmer
über Topmodel-Shows

Der Erfinder von „America’s Next Top Model“, der Urmutter aller Laufstegshows, Ken Mok, hat kürzlich verraten, warum in seiner Sendung so gerne geheult wird: Die Macher legen es darauf an. Eine Topmodel-Show funktioniere genauso wie TV-Dramen á la „Grey's Anatomy“, wo Drehbuchautoren fein austariertes Scheitern, Lieben und Hassen arrangieren. Manche Charaktere haben Stärken, manche eben Schwächen. Auf Letztere darf man beim Modeln auf keinen Fall vergessen, schließlich hat man es ja mit echten Menschen zu tun. Da machen sich Tränen noch besser. Sein Beispiel: Bei einem Shooting in luftiger Höhe wurde jene Teilnehmerin, die Angst davor hat, als Letzte drangenommen.

Der Sinn dahinter: Indem sie die Mitbewerberin beim waghalsigen Fotoauftritt beobachten musste, war sie noch verzweifelter. Oder, um es mit Moks Worten zu sagen: „Völlig fertig mit den Nerven.“ Was dieser – eh klar – alles andere als bedauerlich fand: „Diese Bilder und ihre ungläubigen Aussagen, dass das doch nicht unser Ernst sein könne, haben dem Zuschauer dann viel emotionaler vermittelt, dass es ein waghalsiges Fotoshooting war“, sagt der Produzent stolz und meinte das wahrscheinlich nicht einmal zynisch (wir sind ja beim Fernsehen, bitteschön).

Das Modeln ist übrigens nach seiner Definition ohnehin nur das „Sahnehäubchen“ auf der Sendung. Herr Mok: Daran bestand nie ein Zweifel.