Im Bild: Bruder Reinhold
Von Harald Schume
Reinhold Lopatka saß mit Petzner-braunem Gesicht und Strache-blauen Augen "im Zentrum", die Haut war gut gebügelt, er legte eine Hand auf die andere, hielt den Kopf schief und nickte gütig wie ein braver Wackeldackel, wenn das Gegenüber sprach. Sein Gehabe erinnerte an jemanden, der Theologie studiert hat. Vielleicht deshalb, weil Lopatka Theologie studiert hat – was ihn befähigt, heute Außenpolitik- und Europasprecher der ÖVP zu sein. Lopatka sprach über "unsere Zukunft" und sagte: "Wer Konkurrenz fürchtet, hat schon verloren." Gregor Seberg, der Schauspieler und Kabarettist, hörte zu und verlieh der Politikverdrossenheit ein Gesicht, das aussieht wie SOKO-Donau-Kieberer Helmuth Nowak. Seberg sagte in Richtung Lopatka und der Parteien, dass er sich selber verarschen könne; dass er dauernd nur Beschwichtigungen höre, in Wahrheit aber nie etwas passiere; dass er kurz davor stünde, vom Wut- zum Lächelbürger zu werden. Ein tadelloser Auftritt, fast wünschenswert, dass Seberg selbst frischen Wind in die Politik brächte. Einen genialen Satz wird er sich dann aber verkneifen müssen: "Die Wähler sind wählerischer geworden."Der stammt nämlich von Reinhold Lopatka.