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Hilfe, der alte Onkel kommt!

Umso schneller läuft die Zielgruppe schreiend davon.

Guido Tartarotti
über die verzweifelten Versuche des Fernsehens, junge Seher anzulocken.

Wenn Fernsehsender behaupten zu verstehen, was „die Jungen“ wollen, dann ist höchste Vorsicht geboten. Denn dann haben sie meist ein Angebot „für junge Seher“ vorbereitet, und das ist fast immer ungefähr so cool wie ein ältlicher Onkel, der seinen Nichten und Neffen „einmal wirklich gute Musik“ vorspielen will und seine alten Deep-Purple-Platten hervorkramt.

Der ORF hat das am spektakulärsten im Jahr 2007 vorgeführt, als die eigens für ein junges Publikum eingeführte Serie „Mitten im 8en“ zu einem grandiosen Flop wurde.

Jetzt zeigte SAT.1 mit der „Daily Romantic Comedy Soap“ (diese Genrebezeichnung klingt in ihrer Verzwicktheit bereits wie eine Anti-Werbung) wie man ein Projekt mit Anlauf in den Sondermüll haut. Vor Serienstart prahlte man noch, die „lockere und leichte“ Serie fange das Lebensgefühl der heutigen Jugend perfekt ein. Nach den ersten schlechten Quoten kamen die Durchhalteparolen („Daily Soap ist Marathon, nicht Sprint“), und dann war alles vorbei: Die auf mindestens ein Jahr konzipierte Serie wird (zumindest auf SAT.1) nach zehn Tagen eingestellt.

Nun könnte man es sich einfach machen und sagen: Ja, SAT.1 sammelt halt Flops („Newtopia“!) wie andere Leute Briefmarken. Die Wahrheit ist aber: Wie auch das völlige Misslingen der neuen „Stadlshow“ zeigt, schafft es der alte Onkel namens Fernsehen nicht mehr, junge Zuschauer in traditionelle Programmschemata einzugliedern. Und je verzweifelter er das versucht, umso schneller läuft die Zielgruppe schreiend davon.