Meinung/Kolumnen/Im Bild

Gmiadlich

Milchhaut mit Seetangpaste.

Guido Tartarotti
über indisches Fernsehen, merkwürdiges Essen und schönen Alkohol.

Ich hatte jetzt die Gelegenheit, zwei Wochen lang indisches Fernsehen zu konsumieren, und stellte fest, dass es dort keine Kampagne namens „Frag doch den Österreicher“ gibt. Nirgends im Werbeblock hüpft ein Österreicher durch die Gegend, plantscht in der Badewanne, spricht mit einem Boxhandschuh oder wird sonstwie verhaltensoriginell. Das indische Werbefernsehen ist zwar ziemlich schräg (sehr laut, sehr bunt, sehr schrill), aber so schräg auch wieder nicht.

In einer Kochsendung auf RTLnitro wurde ein Rezept für Milchhaut mit Seetangpaste präsentiert (von einem Koch des Noma in Kopenhagen, des derzeit berühmtesten Restaurants der Welt, weil man dort auch Moos oder Holz zu essen bekommt und sogar dafür zahlt). Das erinnerte mich an eine legendäre Meldung des ORF-Teletext aus dem Jahr 2010. Der Starkoch Horst Lichter wurde mit diesem Satz zitiert: „Pudding mit Haut von meiner Mutter, das war etwas als Kind, was ich überhaupt nicht essen wollte.“ Verständlich: Pudding mit Haut der Mutter – da hilft auch Seetangpaste nichts mehr. Bleibt nur eine Frage: Jetzt, als Erwachsener, will Lichter?

Dialog aus einem Bericht des Sender N1 über ein Badeteich-Fest in Vösendorf. „A gmiadliches Platzerl!“ – „Warum?“ – „Weil’s gmiadlich is!“ – „Was ist da so schön?“ – „Der Alkohol, das Wetter, die Leute.“ Und zwar in genau dieser Reihenfolge.