Meinung/Kolumnen/Im Bild

Fruchtsaft in Amerika

Ski fahren im Fernsehen wirkt domestiziert, zahm, ungefährlich.

Guido Tartarotti
über Skirennen

Unser Leser, Herr W., ist böse auf den ORF: Wegen zweier überlanger Skirennen begann „Was gibt es Neues?“ verspätet. Warum, so Herr W., verlegt der ORF das Skifahren nicht auf ORF Sport+?

Nun: Weil der ORF das nicht darf. Laut Gesetz muss er bestimmte Sportereignisse im Hauptkanal zeigen, ob er will oder nicht, und dazu zählt auch das bei uns so beliebte Schneerutschen.

Skifahren ist ja eine für das Fernsehen denkbar ungeeignete Sportart. Jeder, der schon einmal über einen Tiefschneehang schwebte oder früh am Morgen in langen Schwüngen einen frisch präparierten Steilhang hinunterflog, der weiß, dass das Fernsehen nicht einmal eine Ahnung von diesem Gefühl vermitteln kann. Das unfassbare Tempo von Skirennsport, die atemberaubende Steilheit der Pisten – nichts davon vermittelt sich. Da können sie Kamerakräne installieren, so viele sie wollen – Ski fahren im Fernsehen wirkt domestiziert, zahm, ungefährlich.

Interessant ist ja auch, dass man im Fernsehen weniger dem Skifahrer zuschaut als der Uhr. Sie ist der Hauptdarsteller, die Fahrer sind bloß Statisten.

Die Nordamerika-Rennen sind ja sehr lehrreich für uns Österreicher, die wir glauben, Skifahren sei eine Weltsportart: Die Zuschauerräume sind leer, und die fürs Fernsehen aufgebauten Transparente werben für österreichische Handynetzbetreiber und Fruchtsäfte.