Meinung/Kolumnen/Im Bild

Erbarmungslos zum Pilz

Heute dürfte Nagelpilz in Österreich eine Massenseuche sein.

Guido Tartarotti
über Werbeblöcke im TV

Wir haben damals ja nichts gehabt. Keinen Bulgur. Keine Familienaufstellung. Nicht einmal eine Laktoseintoleranz (auch heute haben das in Wahrheit nur sehr wenige, aber die sind wirklich arm). Und von einem Nagelpilz wagten wir nicht einmal zu träumen. Heute dürfte Nagelpilz in Österreich eine Massenseuche sein: Die Werbeblöcke im Fernsehen bestehen zur Hälfte aus Nagelpilzwerbungen. Wenn ich richtig gezählt habe, werben fünf verschiedene Nagelpilzbehandlungsprodukte um Käufer, darunter eines, das verspricht, es werde „erbarmungslos“ mit dem Nagelpilz umgehen, weswegen man fast Mitleid mit diesem bekommt. Wir hätten uns damals nicht getraut, Nagelpilz zu haben – wir waren froh, dass wir uns überhaupt Zehennägel leisten konnten. Zusätzlich zu den Nagelpilzwerbungen gibt es die Darmwerbungen. Durch diese Spots wissen wir, dass in Barbara Karlichs Darm gelbe Kugeln hausen, während in Shakiras Darm ein ganzer Garten wächst. Die Werbe-Ikone unserer Tage, Uschi Glas, hätte nie für Antiblähbauchjoghurt geworben. Anständige prominente Frauen warben damals für Früchtetee oder Dixan mit Ultral. Ich glaube, die Uschi Glas hatte damals nicht einmal einen Darm. Was derzeit auch Konjunktur hat: die Partnerbörsewerbungen. Durch diese weiß ich, dass alle Frauen nur das eine wollen: einen Landschaftsgärtner mit Vorliebe für Punkrock. Erbarmungslos, diese modernen Frauen.