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Die "ZIB" berichtet live vom Ersten Weltkrieg

Wenn der ORF will, dann kann er nach wie vor kreativ sein und hohes Niveau bieten.

Guido Tartarotti
über die 'ZIB History' über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Über ein gelungenes Experiment darf sich der ORF freuen: Die erste "ZIB History" über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erreichte 322.000 Seher. Nach 22.30 Uhr, an einem sehr schwach besuchten Fernsehabend, kann man das als kleine Sensation werten.

Die Idee ist vorzüglich: Man tut quasi so, als hätte sich der Mord am Thronfolger heute ereignet – und baut rundherum eine aktuelle Sondersendung. Es gab Berichte, Analysen, Interviews (etwa mit Karl Habsburg, der heute anstelle von Robert Heinrich I. Kaiser wäre, auch wenn das schwer vorstellbar ist) und (von technischen Pannen gestörte) Korrespondentenberichte. Dass die kompetente Lou Lorenz-Dittlbacher vom Schloss Schönbrunn aus moderierte, hatte etwas merkwürdig Neckisches – immerhin befand man sich in einer Nachrichtensendung, nicht in einer "Sissi"-Neuverfilmung – störte aber auch nicht weiter.

Der Abend brachte vor allem zwei Erkenntnisse: 1.) Wenn der ORF will, dann kann er nach wie vor kreativ sein und hohes Niveau bieten. 2.) Rainer Hazivar, der an dem Abend beide Nachrichtensendungen betreute, ist ein hervorragender "ZIB2"-Gastgeber. Dort muss er nicht so viel lächeln und kann kantiger auftreten.