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hund & HERRL: Der Schwur

Ich saß vor unserem Adventskranz, schenkte meinem Hund Barolo Weihnachtstee ein und klaubte ein paar Vanillekipferl aus der Geheimdose. Drei Kerzen leuchteten, der Barolo schlürfte den Weihnachtstee etwas unfein aus seiner Tasse, ich dachte über die Zahl drei nach. Drei Kerzen. Drei Kilo Vanillekipferl, die ich in der Bäckerei Schrammel gekauft hatte. Zweimal drei Hunde für die Zukunft, aber der Reihe nach. Die Bäckerei Schrammel ist, zumindest optisch, eine Trutzburg der sechziger Jahre, wobei: nicht der coolen sechziger Jahre mit Pilzkopf und psychedelischen Mustern, sondern der sechziger Jahre, wie sie, sagen wir, auf dem Finanzamt aussahen. Aber das ist nicht der Punkt. Denn hier wird Backwerk von erster Qualität erzeugt, und die Verkäuferinnen wissen Bescheid über das Angebot an dunklem Brot und Jourgebäck, und was heute nicht da ist, kann für morgen jederzeit bestellt werden. Außerdem sprechen sie mit ihren Kunden. Wenn über das Brot alles gesagt ist, zum Beispiel über Hunde. Weil eine der freundlichen Damen nämlich drei davon hat, einen alten, zwei junge, und die Erfahrungen darüber tauschte sie mit einer Kundin aus, die zwei alte und einen jungen Hund hat, und ich kam dazu und fühlte mich binnen Sekunden mit meinem einzigen, schwarzen, alten Hund ziemlich unterfordert. Während ich den begeisterten Erzählungen zuhörte, wie gut ein junger Hund mit seiner Lebhaftigkeit den alten Hunden tue, wie ansteckend seine Vitalität sei, traf mein Blick den des Barolo. Der schüttelte nur langsam den Kopf: Bitte nicht. Okay, nickte ich und kaufte drei Kilo Vanillekipferl, um den Schwur zu besiegeln.