Alles, was Recht und Ordnung ist
Von Christoph Geiler
Das Land ist ein Paradies für Uniformträger und Kapperl-Fetischisten
über den Organisationen-Wirrwarr in Italien
Irgendwo in Italien müssen während dieser WM Chaos und Anarchie ausgebrochen sein. Kann gar nicht anders sein. Wo doch gefühlt jeder zweite Polizist des Landes dieser Tage im Fleimstal Dienst verrichtet. Praktisch kein Baum, hinter dem sich nicht ein Mann in Uniform versteckt – und es gibt hier viele Bäume – kein hinterster Winkel, an dem die Hüter der Ordnung noch nicht aufgetaucht wären, und für die wenigen Staus zwischen den WM-Orten Cavalese und Predazzo können in Wahrheit auch nur die vielen Polizeiautos verantwortlich gewesen sein.
Wobei: Polizei ist eigentlich gar nicht richtig. Denn nicht jeder, der in Italien wie ein Polizist aussieht, ist auch tatsächlich einer. Das Land ist ein Paradies für Uniformträger und Kapperl-Fetischisten, und es fällt schwer, in diesem Wirrwarr an Organisationen, Namen und Dienstgraden die Übersicht zu behalten
An den Zebrastreifen stehen zum Beispiel die Vigili Urbani, die lokalen Gesetzeshüter, deren weiße Helme in jeder Nachttopf-Sammlung eine gute Figur machen würden.
An den Eingangstüren zum Pressezentrum in Cavalese wiederum stehen die Leute vom Corpo Forestale dello Stato, der Wald- und Wiesenpolizei also, deren Mitglieder nicht nur durch ihre froschgrünen Uniformen ins Auge stechen, sondern auch durch die Bärte und Schnauzer, die offenbar als Teil der korrekten Amtstracht vorgeschrieben sind.
Am Kreisverkehr zum Langlaufstadion in Tesero sind dann die Leute von der Polizia Provinciale, der Provinzpolizei, anzutreffen, bei der Siegerehrung am Hauptplatz in Cavalese die Mitglieder der Guardia di Finanza, der Finanzpolizei, und im Sprungstadion in Predazzo haben die klassischen Carabinieri mit ihren Schneemobilen die Vorfahrt. Nicht zu vergessen die megacoolen Männer von der Polizia di Stato (Staatspolizei), die mit ihren schicken, schnellen Autos patrouillieren und wohl auch im dichtesten Nebel nie die Sonnenbrillen ablegen.
Nicht einmal im Hotelzimmer ist man vor diesen Robenträgern sicher. Wer sich vor dem Fernseher von der Uniformitis erholen will, sieht schwarz: In Italien tragen selbst die männlichen TV-Wetterfeen Uniform.