Meinung/Kolumnen/Cest la vie

Taxi Driver

Die Taxifahrt ins Hotel nach dem 0:2 gegen Ungarn war eine weitere Niederlage.

Alexander Strecha
über einen gebrauchten Abend

In der Hoffnung, so schnell wie möglich vom Stadion ins Hotel zu gelangen, wählten wir als Fortbewegungsmittel das Taxi. Das war unser erster und letzter Fehler. Schon das Vermitteln des Zielwunsches wurde beinahe zum unüberwindbaren Hindernis. Hier wir, überschaubar des Französischen mächtig. Dort der Taxilenker, der partout Englisch nicht verstehen und noch weniger parlieren wollte. Von wegen, durchs Reden kommen die Leut’ z’samm.

Dank der internationalen Zeichensprache konnten wir ihm die finale Destination doch noch verständlich machen.

Der Citroën verfügte über fünf Gänge, der Ökonom hinterm Steuer kam mit nur zwei aus. Daher verwunderte es wenig, dass uns auf der Fahrt gleich drei Straßenbahnen von ein und derselben Linie überholten. Nur wer täglich Yoga treibt oder regelmäßig Valium zu sich nimmt, behält bei so einer Fahrt seinen Ruhepuls.

Generell schienen Ampeln unseren Fahrer vor grundsätzliche Herausforderungen zu stellen. Einerseits näherte er sich der fernen grünen Ampel mit stetig geringer werdender Geschwindigkeit, sodass das Signal mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit – also immer 100-prozentig – auf Rot umsprang. Daraufhin krümmte er sich übers Lenkrad und haderte mit einem tiefen Seufzer mit seinem Schicksal, nie in den Genuss einer grünen Welle zu kommen. Wechselte die Ampel auf Grün, starrte er die neuen Lichtverhältnisse fünf Sekunden lang an, ehe er sie als Aufforderung zum Fahren deutete.

Als der Fahrer auf einer Brücke über die Garonne eine Straßenbahn neben sich entdeckte, bremste er sofort ab und schwenkte das Auto in die andere Richtung, wohl in der Angst, besagte Straßenbahn könnte seine Spur queren. Der Schienenverlauf macht’s grundsätzlich unmöglich – Entgleisung ausgenommen.

Last, but not least wurde das Einparken beim Hotel dann knapp vor Mitternacht zum Finale Grande der Spazierfahrt. Die meisten Taxifahrer bleiben üblicherweise schlicht in zweiter Spur stehen, sozialere Exemplare der Chauffeurszunft wählen einen Parkplatz, um den Fließverkehr nicht zu stören. Der Fahrer aus Bordeaux aber brauste mit drei km/h und zwei Rädern auf den Gehsteig, um anschließend sich selbst und sein Auto zu beweinen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er künftig einen Formel-1-Grand-Prix gewinnen wird ist so groß wie die Chance, dass Österreich noch mit neun Punkten Gruppensieger wird.

Nach so einem Match und solch einer Fahrt empfiehlt sich jedenfalls eine gute Flasche Bordeaux.