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Tradition verblüht an der Nebenfront

Spätere Schicksale zeigten, dass in Österreich kaum zehn Vereine die wirtschaftliche Potenz für Profi-Betriebe haben

Wolfgang Winheim
über Fußball in Österreich

Salzburg Erster, Innsbruck Letzter. Wie das Titelrennen ist auch der Kampf gegen den Abstieg vor der Schlussrunde entschieden, wenn ... ja wenn nicht der Admira wegen Finanzproblemen die Lizenz entzogen wird. Das wäre gegenüber den schuldlosen Spielern ungerecht, aber nicht neu.

Schon bei der Gründung der Bundesliga vor 40 Jahren dominierten wirtschaftliche über sportliche Überlegungen. Wobei es 1974 just einflussreiche Admira-Bosse waren, die eine Zehner-Liga durchsetzten. Trotz massiver Proteste wurde das Oberhaus um sieben Teilnehmer reduziert.

Spätere Schicksale zeigten, dass in Österreich kaum zehn Vereine die wirtschaftliche Potenz für Profi-Betriebe haben. Von den 17 Klubs, die vor 40 Jahren die letzte Staatsliga gebildet hatten, kamen nur die violetten Austrianer (wenn auch zuweilen mit einem blauen Auge) ohne Konkurs davon.

Der letzte Staatsligameister VOEST ist heute als Blau-Weiß Linz in der Regionalliga Mitte Mittelmaß. Vizemeister Innsbruck wechselte gar 13-mal seinen Namen. In Klagenfurt ist Österreichs schönste Arena nur noch Regionalliga-Schauplatz.

In der Steiermark verfolgt Ex-Präsident Hans Linz vom Gefängnis aus, wie sein DSV Leoben (vormals Donawitz) in der Landesliga dahinvegetiert.

Im Eisenstädter Lindenstadion wuchert hüfthoch das Unkraut – dort wurde der Spielbetrieb im Mai 2008 eingestellt.

Immerhin stehen Austria Salzburg und LASK vor einer Rückkehr in die zweite Bundesliga, während der älteste Klub, die Vienna, vor dem 120. Geburtstag in die Ostliga muss. Darauf hoffend, dass aus der nicht der Sportklub absteigt und es so wenigstens zum kleinen Wiener Derby kommt.

Beide Klubs haben zu akzeptieren, dass sich staatsnahe Hilfe (= je vier Mille von Wien Energie und Verbund) auf Rapid und Austria beschränkt. Für 19. Mai beruft Döblings Bezirksvorsteher Adolf Tiller Viennas Aufsichtsrat ein. Auch er weiß: Selbst wenn Profis keinen Cent kassieren, können Klubs, die 200 Kinder beschäftigen, ohne Sponsoren nicht existieren. Ungeachtet des Dilemmas steigen die Sympathien für Armenhäusler mit Tradition.

So wird es sich die Stadt Wien nicht leisten können, den Sportklub sterben zu lassen, wenn 1800 (friedliche) Fans die Friedhofstribüne beleben.

So fuhren junge Vienna- Freunde ihren Fixabsteigern gestern im Doppeldecker-Bus zum Spiel nach St.Pölten nach.

Und so hieß es auf der GAK- Homepage vor dem "Schlager" gegen Förster Rein, dass 2800 Leut’ die nicht vorhandenen Drehkreuze passieren dürfen.

Auch das nächste Heimspiel in Graz-Weinzierl wird ausverkauft sein. Obwohl der GAK nur in der 8. Leistungsstufe kickt.