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Tore, Tricks und Posen

Konsumiert wird zunehmend mittels millionenfach geklickter Highlight-Clips aus Toren, Tricks und Posen.

Philipp Albrechtsberger
über Fußballkonsum

Profi-Fußball ist absurd. Ein brauchbarer Beweis für diese These ist die jährliche Kür des Weltfußballers. An sich lebt professioneller Sport ja von der Abwechslung, in den vergangenen acht Jahren aber hieß der Sieger stets entweder Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi.

Daran stößt sich kaum jemand.

Das liegt einerseits an der unbestrittenen Sonderklasse der beiden Ausnahmekönner, andererseits auch an der Mut- und Einfallslosigkeit des Großteils der Stimmberechtigten. Vor allem die Teamchefs und deren Kapitäne sollten mit anderen Maßen messen als der Fan auf der Tribüne. Anstatt Tore, Tore, Tore könnten sie mit ihrer Wahl den Wert von Strategie, Balance und Kontrolle auf dem Spielfeld stärker betonen. Kurioserweise verdankt ja ausgerechnet Ronaldo seinen ersten großen – und vermutlich auch einzigen – Titel mit Portugal einer rigorosen Defensivtaktik bei der Europameisterschaft.

Doch die drei Nominierten (Ronaldo, Messi, Griezmann) zeichnet ganz anderes aus. Sie sind ideale Beispiele dafür, wie moderner Fußball für die Jugend mittlerweile funktioniert. Konsumiert wird längst nicht mehr nur im Stadion (zu teuer) oder vor dem Fernsehgerät (zu langatmig), sondern zunehmend im Netz – mittels millionenfach geklickter Highlight-Clips aus Toren, Tricks und Posen.

Einmal angesehen, bleibt einem oft nur ungläubiges Staunen. Das ebenfalls trickreiche Spiel der Stars vor den Steuerbehörden haben da viele längst vergessen.